Hopfenbau in Tettnang
Tettnang auch oft die kleine Residenz am Bodensee genannt, ist für seinen Hopfenbau weit bekannt. Der Anbau von Hopfen im Tettnanger Gebiet wird erstmals im Jahr 1150 urkundlich erwähnt. Doch erst ab 1844 wurde auf Anregung von J.N. Lentz, einem Tettnanger Bürger der gewerbsmäßige Hopfenanbau begonnen. Im Jahr 1854 weist die Statistik erst 4 ha Hopfenanbaufläche auf, 1864 91 ha, 1874 400ha und 1884 wurde in Tettnang schon auf 400 ha Hopfenbau betrieben. Grund für diese Entwicklung war sicherlich auch der Erlass des Deutschen Reinheitsgebots von 1516. Tettnang gilt als ausgesprochenes Aromagebiet, in dem fast ausschließlich die hochfeinen Landsorten Tettnanger und Hallertauer mit feinstem Aroma angebaut werden. Braumeister in aller Welt schätzen das Grüne Gold der Montfortstadt zur Verfeinerung ihrer Bierspezialitäten. Feinstes Aroma und eine zarte Bittere geben den Bieren einen unverwechselbaren Charakter.
Der Hopfen erfordert für sein Wachstum eine Mischung aus Wärme, Sonnenscheindauer und ausreichenden Niederschlägen, also genau das Klima, das unser Bodenseegebiet vorzuweisen hat. Auch die tiefgründigen Böden glazialen Ursprungs kommen den Ansprüchen der Hopfenpflanze entgegen, so dass alle Voraussetzungen vorhanden sind, um eine optimale Entwicklung des Tettnanger Hopfens zu gewährleisten. Die Temperatur im Jahresmittel liegt zwischen 9 und 10 Grad Celsius. Während der Vegetationsperiode werden zweidrittel der Jahresniederschläge gemessen. Die Sonnenscheindauer beträgt im Jahresmittel um die 1.700 Std. und ist somit mit den Anbaubedingungen des Weinbaus vergleichbar. Der Bodensee als einziger großer Voralpensee der Bundesrepublik Deutschland erweist sich dabei als Temperaturkorrektiv. Er dient im Winter als Wärmespeicher und erzeugt im Sommer eine kühlende Wirkung auf das Mikroklima.
Produziert wird der Tettnanger Hopfen nach den Richtlinien integriert und kontrolliert. Die integrierte Produktion kennzeichnet Hopfenerzeugnisse von besonders hochwertiger Qualität. Heute beteiligen sich ca. 80% der Pflanzer an dieser freiwilligen, streng kontrollierten Selbstbeschränkung auf eine möglichst umweltschonende Produktionsmethode.
Um internationalen Anforderungen an Qualität und Vermarktung von Tettnanger Hopfen Rechnung zu tragen, ist eine neutrale Qualitätsfeststellung im Tettnanger Hopfenlabor nach einheitlichen Richtlinien auf Basis eines Bonus-/Malussystems unumgänglich. Um die wertvollen Aromastoffe zu erhalten darf die Trocknungstemperatur 62 Grad nicht übersteigen. Jeder fünfte Ballen wird beprobt. Dabei werden die qualitätsrelevanten Parameter Wassergehalt, Blatt, Stängel, Doldenblätter, Befall und Alphagehalt ermittelt.
